Roberts Kolumne

Roberts Kolumne ist eine Kolumne im klassischen Sinne, mit der Möglichkeit, „Leserbriefe“ zu hinterlassen: Definitiv subjektiv, sanft satirisch und gerne auch mal populistisch.

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Medienliebling "Bundestrojaner"

Eingestellt am 31. August 2007 um 19:16 Uhr » Netz-Notizen Sicherheit Kommentar Wer braucht so etwas? Gesellschaft

Kaum ist man aus dem Sommerlochurlaub zurück, schon schlagen die vier Fäuste für ein „sicheres Deutschland“, der Bundesminister des Inneren sowie der BKA-Chef wieder mit ihrer »Remote Forensic Software« formerly known as „Bundestrojaner“ zu. Doch was gibt es wirklich Neues? Auch wenn die Medien voll hübscher Bilder von Computerbildschirmen und -platinen sind, dreht sich die Diskussion um die Notwendigkeit und Möglichkeit von so genannten Online-Durchsuchungen seit Monaten im Kreis:

Mal sind es ganze 8000 Terroristen, die angeblich irgendwie unsere Freiheit bedrohen sollen, andererseits wiederum soll es „nur fünf bis zehn“ Durchsuchungen pro Jahr geben. Die Notwendigkeit des Trojaners wurde damit allerdings immer noch nicht hinreichend dargelegt. Und alle Kommentare zur Möglichkeit dieser Software lassen entweder auf Verschleierungstaktiken oder totale Inkompetenz schließen, wobei ich letzteres für realistischer halte, worauf die Formulierungen über die Funktionsweise schließen lassen. Was gibt es Lustigeres, als Juristen, die versuchen, anarchische Strukturen in juristische Bahnen zu lenken? Und genau so unkonkret, wie dieser Absatz bisher ist, sind es denn auch die Antworten von Bundesinnenministerium und BKA über die konkrete Funktionsweise oder wie der Trojaner z.B. mit exotischen oder besonders sicheren Betriebssystemen umgehen können soll. Ein Lichtblick ist immerhin, dass die klügsten Männer der Welt schon wissen, dass eine Online-Durchsuchung nicht mit Messer und Gabel funktioniert.

Neben den ganzen Vorschlägen, wie das „ferngesteuerte forensische Programm“ denn alles auf den Rechner einer Zielperson kommen könnte (SINA-Boxen, Exploits in Webseiten, Installation durch „BKA-Einbrecher“, Emailanhang, CDs im Briefkasten) finde ich den neuesten Vorschlag, dass der Bundestrojaner doch im Schlepptau von Ämteremails kommen könnte, äußerst amüsant. Ja genau, amüsant, nicht Besorgnis erregend, untergräbt er doch von sich aus die Vertrauenswürdigkeit und Autorität deutscher Amtsstuben dem Bürger gegenüber: Wird jemand, (der etwas zu verbergen hat) unbesorgt in der Mail „ihre Papier sind fertig“ gleich noch auf den Anhang „Personalausweis-fertig.exe“ klicken? Auch wenn es nur „zehn bis zwölf“ (ja, wir steigern uns) Anwendungen pro Jahr geben sollte, woher weiß man, dass man nicht einer der Auserwählten ist? Wenn das Vertrauen in die Bürokratie erst einmal hin ist … Abgesehen davon, dass e-Commerce und e-Government vertrauenswürdiger Kanäle bedürfen.

Und obwohl diese Punkte alle bereits mindestens einmal thematisiert worden sind, gibt es immer wieder das gleiche Fazit: Eine Online-Durchsuchung ist vollkommen nutzlos, da sie die falschen trifft und die richtigen gerade nicht. Außerdem schaffen es die verantwortlichen Politiker nicht, Bedenken über die Ausspitzelung der Bevölkerung zu entkräften. Außerdem ist bereits der Namensbestandteil „Forensic“ mehr als ironisch, sondern nämlich widersprüchlich, schließlich verändert bereits die Installation des Programms das zu untersuchende System; dass darüber hinaus Manipulationen durch den Trojaner oder Sicherheitslücken in selbigem nicht ausgeschlossen werden können, kommt erschwerend hinzu. Neben technischer Inkompetenz kommt also noch Arroganz hinzu – wahrscheinlich wird die „Remote Forensic Software“ per Gesetz fehlerfrei sein. Wer jetzt immer noch nicht genug hat, dem empfehle ich den Entwurf eines Gesetzes zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus durch das Bundeskriminalamt.


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