SinnlosVZ
Deutschlands heißgelaufenster Startup hat es mit einer AGB- und Datenschutzänderung zu Gunsten der Kommerzialisierung des Dienstes zwei Dinge geschafft:
Erfolge der neuen Datenschutzerklärung
- Nutzer wurden hinsichtlich des Schutzes ihrer Privatsphäre sensibilisiert: So konnte man in den letzten Wochen beobachten, dass immer mehr Mitglieder ihre Namen abkürzten oder verfremdeten, die Profilseiten nur noch („akkreditierten“) Freunden zugänglich machten oder aus kompromittierenden Gruppen austraten. Zumindest bei den studentischen Nutzern scheint angekommen zu sein, dass dort alles öffentlich ist, sogar gegenüber dem späteren Arbeitgeber oder Kriminellen. Die nichtstudentischen Mitgliedern hingegen reagieren teils mit Unsicherheit, allerdings ist ihre Medienkompetenz häufig noch nicht so weit gereift.
- Damit sind allerdings die Ziele der Plattform nicht mehr erreichbar: Die Plattform macht damit Werbung, alte Schulfreunde oder aktuelle Kommilitonen zu finden. Wenn die Nutzer nun allerdings die richtigen Konsequenzen ziehen (s.o.), wird es sehr schwierig bis unmöglich neue alte Kontakte aufzuspüren, das Community-Wachstum wird stark abgebremst, wenn nicht gar zum Erliegen gebracht. Konsequentere Nutzer (hauptsächlich Studenten) mit einem intakten sozialen Netz im RL (Real Life) haben sogar ihre Mitgliedschaft beendet und sind somit auf diese Art und Weise nicht mehr aufzufinden.
Diese Entwicklung lässt ganz offen die Sinnfrage bezüglich der Mitgliedschaft zu, indem man zwischen der Community (und ihren Zielen) und der eigenen Privatsphäre abwägen muss.
Medienkompetenz und Vertrauen
An dieser Stelle kommt noch ein weiterer Punkt ins Spiel, der vielen Nutzern eine mangelnde Medienkompetenz in Bezug aufs StudiVZ im Speziellen und mit Sicherheit sozialen Netzen im Allgemeinen bescheinigt: Sie vertrauen dem Betreiber blind ihr ganzes Leben an. Mit den neuen AGB und der Datenschutzerklärung nimmt sich die Plattform nicht nur „zeitgemäße Werbeformen“ heraus, sondern auch die Protokollierung intimer Vorgänge. Mit den aufgezeichneten Informationen weiß der Laden genau so viel oder sogar noch mehr über dich, wie dein bester Freund oder die beste Freundin – mit dem Unterschied, dass dich der Kumpel nicht im vorauseilenden Gehorsam bei der Polizei verpfeift oder dir Direktvermarkter auf den Hals hetzt.
Die Art und Weise, mit der der Betreiber neue AGB oder Datenschutzerklärungen einführen will, zeugt von einer ungesunden Arroganz dem Nutzer gegenüber, indem immer erst einmal ausgelotet wird, wie viel Kommerzialisierung das Mitglied mitmacht. Sobald sich größerer Protest formiert wird zurückgerudert. So ein Verhalten sollte Misstrauen hervorrufen. Zusätzlich haben gravierende Sicherheitslücken Ende 2006 mächtig am Vertrauen der Plattform gegenüber genagt. Und dieses Misstrauen ihnen selbst gegenüber konnten die Betreiber bislang immer noch nicht ausräumen.
Fazit
Ich bleibe dabei: Jetzt ist der beste Zeitpunkt, sich gar nicht erst anzumelden.
1 Robert (Admin) aus Baunatal/Deutschland schrieb am 04.01.2008:
Ich glaube übrigens, dass auch so langsam für Nichtstudenten die Luft dünn wird: Mit Sicherheit werden auch andere Personalchefs mitbekommen haben, dass sich im Studentenverzeichnis nicht nur Studenten tummeln.
2 Roberts Kolumne aus aus dem Internet schrieb am 13.02.2008:
Abgründe