Robert vs. Lokalzeitung 1
Die Chefredaktion der nordhessischen Monopolzeitung HNA hatte mich zwar um einen Anruf gebeten, wenn ich denn noch Fragen hätte, aber diese Blatt offensichtlich nicht an einem echten Diskurs interessiert zu sein scheint (pures Verteidigen ihrer Position), blieb aus meiner Sicht nur noch eine Frage offen:
Von: Meine Wenigkeit
An: Chefredaktion der HNA
Betreff: Re: [kein Betreff]
Datum: 23. Juli 2008 10:17:04 MESZSehr geehrte Chefredaktion,
diese eine kurze Frage sei mir dann doch noch nach meinem Kurzurlaub erlaubt:
Wie ist es eigentlich möglich, dass ein kommerzieller Zeitungsverlag in einem nicht-kommerziellen Bürgersender Programm macht? Oder sollte ich dies bezüglich lieber bei der LPR nachfragen?
Mit freundlichen Grüßen,
Meine Wenigkeit
Die genannte LPR ist die Landesmedienanstalt für privaten Rundfunk und damit die Aufsichtsbehörde über die nicht-kommerziellen Bürgersender. Unerwartet umgehend erhielt ich Antwort aus der Chefredaktion, die diesmal sogar recht persönlich herüberkommt. Naja, Morgenstund hat Gold im Mund.
Von: Chefredaktion der HNA
Betreff: Antwort: Re: [kein Betreff]
Datum: 23. Juli 2008 10:45:00 MESZ
An: MichHallo, Herr Bienert,
natürlich gelten die Kriterien der LPR - die wäre also Adressat. Wenn Sie "Alszus" meinen - im gesamten Verlauf der Sendung gibt es keinen Hinweis auf die HNA.
Viele Grüße
Chefredaktion
Neben dem unbezahlbaren Betreff dieser Mail möchte ich allerdings noch einmal zwei Sätze aus den beiden Mails aus der Chefredaktion hervorheben:
Die HNA-Redaktion gehört ja selbst zu denjenigen, die täglich das Programm des OK mitgestalten
(Email vom 18. Juli)
Wenn Sie "Alszus" meinen - im gesamten Verlauf der Sendung gibt es keinen Hinweis auf die HNA.
(s.o.)
Wem geht es noch so, dass diese beiden Antworten widersprüchlich klingen? Zur Klärung dieses Nebenschauplatzes sowie einiger anderer, viel gravierender Dinge möchte ich auf Insider-Informationen aus dem Freien Radio Kassel zurückgreifen. Einer Kontaktperson dort hatte ich Inhalte meines Schriftverkehrs mit der Zeitung zugespielt und daraufhin folgende Informationen erhalten:
- Was ist mit "Disziplinierungsversuchen" gemeint: Bislang habe es seitens der HNA nicht den geringsten Hinweis gegeben, dass sich die Sender in irgendeiner Form einschränken sollen.
- Die Geschichte Offener Kanal Kassel und HNA soll ein heikles Thema sein: Darf ein Privatunternehmen wie die HNA unter eigenem Namen in einem Bürgermedium eine regelmäßige Sendung ("Alszus") verbreiten? Nach den neuesten rechtlichen Rahmenbedingungen sollen wirtschaftliche Interessen nicht im Programm vorkommen. Die „Kasseler Lösung“ sieht so aus, dass die genannte Sendung nun von einigen HNA-Redakteuren „privat“ veranstaltet wird. „Privat“ heißt hierbei, dass die Sendung bei der HNA aufgezeichnet wird.
Um jetzt mal gesellschaftlich zu werden: So einfach kann es also für Unternehmen sein, Propaganda in den Bürgermedien zu machen. Dass darauf bislang noch sonst keiner gekommen ist, kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen.
Doch zurück zu unserer Serie »Lokalzeitung vs. lokaler Rundfunk«: Seitdem die HNA den nicht-kommerziellen Bürgersendern „aus Platzgründen“ ein vollständiges Programm verweigert, sieht die letzte Seite deutlich aufgelockerter aus. Für weißes Papier ist also Platz. Da Freitag ist soll mir diese Spitze erlaubt sein:
Von: Meiner Wenigkeit
An: Kasselredaktion, Chefredaktion
Datum:
Betreff: Abgedrucktes „Programm“ der BürgersenderSehr geehrte Kasselredaktion,
sehr geehrte Chefredaktion,nachdem ich die letzte Seite der HNA nun seit einer Woche sehr genau beobachte, kann ich das von ihnen vorgebrachte Argument des „Platzmangels“ mehr als nachvollziehen. Nun, da das Programm der Bürgersender leider gekürzt erscheint, kommt diese Seite deutlich aufgelockerter daher. Die großen Abstände zwischen den Überschriften erleichtern das schnelle Erkennen der einzelnen Rubriken. Auch wenn die ganzen Leerräume mehr als ausreichten, auch weiterhin den gewohnten und gewünschten Service zu bieten, so ist diese Layoutverbesserung zumindest aus Gründen der Leserlichkeit eindeutig zu begrüßen, so dass man die Inhalte, die auf dieser Seite verbleiben durften, an- bzw. entsprechend zur Kenntnis nehmen kann.
Freundliche Grüße und ein schönes Wochenende wünscht
dieser Kolumnist