Hässlicher als Kassel
Jaja, ich sehe schon die Leute, die fragen, „Hässlicher als Kassel? Wie, geht das?“, aber seit gestern weiß ich, dass dem so ist. Fußgängerunterführungen sind nicht nur ein Relikt aus der guten alten Zeit, als Städte noch autofreundlich gebaut wurden, die Straßenbahnen aus dem Stadtbild und die Fußgänger unter die Erde verschwanden, nein, diese Unterführungen sind auch nicht gerade die Glanzstücke einer Stadt. Wenn das Erscheinungsbild einer solchen Fußgängerunterführung etwas über die Stadt aussagen sollte, könnte man folgende Schlüsse ziehen:
Kassel ist als ehemalige Zonenrandstadt mit nun osttauglicher Arbeitslosenquote, aber immerhin documenta-Stadt, zwar bemüht, ein bisschen Stil zu waren, aber im Grunde verranzt. „Zu Vermieten“, auf niederländisch „To Verhur“, prangt nicht nur an vielen Büro- und Schaufenstern, nein sogar die Läden in den zentralen Unterführungen tragen dieses Emblem. Zu später Stunde, wenn es oben genauso dunkel wie im Untergrund geworden ist, solle man sich dort besser nicht aufhalten, weil das Pflaster trotz der Kühle heiß sei. Ob dem so war, lässt sich im Nachhinein nicht sagen, schließlich gibt es kaum noch begehbare Unterführungen in der Fulda-Stadt. Aber unwohl fühlt man sich in den noch existierenden durchaus.
Die Residenz- und Kurstadt Wiesbaden, von Mainz aus auch als „Ebsch Seit“ (schlechte, falsche Seite), bezeichnet, offenbart in dieser Frage ein ganz anderes Ich: Die Unterführung am Hauptbahnhof soll zwar durch Glasbausteine an der Wand schwach beleuchtet werden, ist aber trotzdem selbst tagsüber alles andere als angenehm beleuchtet. Das künstlerisch schwache Dauergraffiti die komplette Wand entlang sorgt so schon für einen schmuddeligen Eindruck und man ist froh, dem Untergrund wieder zu entkommen. Mir scheint, dass die sich noch nicht einmal Mühe geben, diese Unterführung ist in der Tat hässlicher als das, was man aus der Nordhessenmetropole kennt.
Wobei: So hässlich ist Kassel nun auch wieder nicht.
1 Sebastian aus Kassel schrieb am 12.09.2008:
Ich find Kassel überhaupt gar nicht hässlich. Selbst die "Schmuddeligen Ecken" haben ihren Reiz... Kassel ist authentisch. Und Unterführungen... naja, die gehören halt zu einer Großstadt dazu und die müssen so aussehen wie sie aussehen...
2 Robert aus Baunatal schrieb am 13.09.2008:
Ich glaube, dass das einer der großen Unterschiede zum Rhein-Main-Gebiet ist. Frankfurt z.B. halte ich für vollkommen unauthentisch, dazu noch eine ordentliche Portion Arroganz und Schnöseligkeit. Dafür ist die Infrastruktur in dieser „Metropolregion“ natürlich sehr vorbildlich, davon kann sich Nordhessen gleich mehrere Scheiben abschneiden. Ansonsten sind die Unterschiede schon marginal, auch in Kassel geht immer was – und dann die vielen Parks …
3 Kali us Kassel aus Kassel schrieb am 05.08.2012:
Andreas aus Kassel,
also um die Wahrheit zu sagen, Kassel ist schon sehr schmutelig und niveulos, wenn man sich die Leute anschaut sind im schnitt 80% Asi über den Documenta Zeitraum sind Gott sei dank mal normale Menschen zu sehen.
Desweitern müssen bei den Stadplaner nur Schwachköpfe sitzen, die sich selbst verwirklichen wollen und wo Geld für Müll,keine Rolle spielt. Die Innenstadtmeile ist der Grauss nur Assis (Treppe auf dem Königsplatz) keine schöne Atmosphäre in der relativen kleinen Einkaufsmeile in der Stadt und endet im Assivirtel der sich Stern nennt. nur billig Läden kik und konsorten..
Der Zugang in die Stadt egal ob Holländische oder Frankfurter.oder Friedrich Ebert Strasse alles unteres Niveu .....Kassel ist wenn nichts getan wird unterste Schublade..
In Kassel kann mann Stadtplaner studieren ( ist wahrscheinlich ein Übungsplatz für angehnte Städteplaner) in Italien würden die sich kaputttlachen über den Müll der hier Gestalterich dargelgt wird. aber nun gut ich ziehe nach Hamburg und freue mich auf die Alster und sage Tschüss zu der ohlen Wurscht
4 Lotti_Totti aus Kiel schrieb am 12.09.2012:
Hallo.
Ich wollte mal meine Meinung als Student wiedergeben.
Ich finde,man sollte es sich gut überlegen in Kassel zu studieren. Ich studiere jetzt seit einem Jahr hier und versuch schon Krampfhaft die Uni zu wechseln, bzw. das Studium abzubrechen.
Ich muss sagen,es ist hier als "Otto-Normalo" aus normal gutbürgerlichem Hause (ja klingt jetzt blöd) schwer auszuhalten. Die Stadt ist irgendwie mehr als asozial. Die Uni gleich einer Berufsschule - was da alles rumkreucht und fleucht - da fragt man sich manchmal, wie die es an die Uni geschafft haben.
Des weiteren besteht die Uni aus bestimmt 80-90% aus Leuten aus der Gegend und aus den neuen Bundesländern. So entsteht kein Studentenflair.
Also als Niedersache,NRW'ler oder Schleswig-Holsteiner sollte man es sich sehr gut überlegen..
5 Robert aus der Kolumne schrieb am 12.09.2012:
@Kali/Andreas: Du scheinst bislang die falschen Ecken der Stadt kennen gelernt zu haben, nämlich diejenigen, die während des Zweiten Weltkriegs beschädigt und anschließend zerstört worden sind. Dabei sind mehr als die Hälfte der Stadtfläche grün und jenseits der Innenstadt existieren noch schöne Altbauviertel. Doch sieht man davon als Gast bzw. Tourist leider nicht sehr viel, sondern nur die in der Tat hässliche Innenstadt. Meiner Meinung nach könnte die Stadt allerdings viel mehr aus ihrem Fluss machen.
@Lotti_Totti: Was fehlt dir denn als „Gutbürger“ an der „Uni Kassel Verstität“, was ist hier ? Und warum sollen Einheimische sowie „Ossis“ kein Studentenflair versprühen? Sorry, aber in meiner Kolumne wird nicht platt vom Leder gezogen, sondern argumentiert. An diese Spielregel sollte man sich halten.
6 HubertKahh aus Hamburg schrieb am 22.04.2013:
Ich muss Lotti_Totti ein wenig recht geben.
Kassel ist sicherlich nicht, für den "bundesweit" suchenden bzw. bewerbenden Studenten interessant. Ich hab selbst 3 Semester hier studiert und bin dann zum Glück gewechselt. und ich finde schon, dass dort zum größten Teil Studenten studieren,die aus der Gegend um Kassel (+/- 100-200km) kommen und somit vielleicht ein wenig die bundesweite "Mischung" fehlt, wie man sie von anderen Städten bzw. UNI´s kennt.
Ich habe Vergleichsmöglichkeiten, da viele Freunde auch in anderen Städten wie z.B. Osnabrück,Kiel,Flensburg,Bremen oder Göttingen. Von Hamburg spreche ich jetzt mal nicht.
Hier merkt man schon, dass hier einfach ein wenig anderes Flair herrscht und nicht so oft dieses "Ich fahr in der Woche/am Wochenende nach Hause" zu hören ist.
Dazu kommt sicherlich noch,das die UNI auch nicht in einem der schönsten Viertel liegt und das alles ein wenig trostlos herüberkommt. Zudem sind die bekannten Wohnviertel für Studenten auch in recht zwielichtigen Ecken zu finden. Sicherlich können da viele mit Leben oder sich arrangieren. Aber wenn man mal ehrlich ist,könnte man sich auch sicherlich besseres vorstellen. Deshalb zieht es ja auch viele in den hochgelobten vorderen Westen oder nach W-Höhe, was aber "eigentlich" auch nicht zwingend was besonderes ist. Es steht halt einfach nur zu sehr im krassen Kontrast des Restes der Stadt und wird somit einfach ziemlich gepusht. In anderen Städten gibt es auch viele Altbau-Viertel, viele auch in Gegenden um Universitäten herum, wo man als Student auch günstig und gerne wohnt, wie z.B. in Kiel. Da sind soziale Brennpunkte ganz weit weg und man muss sich damit auch nicht auseinander setzen.
Man sollte sich schon überlegen, ob man in Kassel studiert. Hier ist irgendwie nicht wirklich viel los und ein paar Parks und ein Schlösschen hier und da, retten noch lange kein Stadtbild. Die Innenstadt ist bis zu einem gewissen Punkt ganz schön - der Westen auch. Aber eigentlich möchte man mit dem Rest der Stadt nicht viel zu tun haben, weil es eigentlich nicht das ist, was man vielleicht gewohnt ist.
Zu viel grau - zu viel multikulturell - sicherlich für den Großteil der Leute bzw. den Otto-Normalos nicht zwingend ansprechend und lebenswert.
7 Robert aus der Kolumne schrieb am 22.04.2013:
Zur Wohnsituation in Kassel: Die Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg größtenteils beschädigt bzw. zerstört – ein Schicksal, was in der Form nicht alle Unistädte erleiden mussten. Nach dem Krieg musste schnell bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden, was man heute immer noch merkt – und auch in anderen vom Luftkrieg gezeichneten Städten. Und fast überall dort, wo günstiger Wohnraum für viele Menschen geschaffen worden ist, gibt es zum Teil so genannte „soziale Brennpunkte“, das ist nichts Kassel-Spezifisches. In anderen Städten fällt das vielleicht nicht so auf, weil Studierende bereit sind, höhere Mieten zu bezahlen. Dazu kommt, dass Kassel keine typische, keine „etablierte“ Unistadt ist, sondern erst seit 1971. Dem entsprechend ist der Wohnungsmarkt auch ein ganz anderer.
Trotzdem ist das Nachtleben der Stadt meiner Meinung nach schon sehr gut. Ich habe den Vergleich mit anderen Städten der gleichen Größenordnung, und dort geht deutlich weniger. Auch künstlerisch und kulturell wird sehr viel geboten, abseits der documenta. Den Vorwurf es sei nichts los lasse ich daher nicht gelten.
Über die Wertung der Innenstadt bin ich etwas verwundert, denn dort ist doch in der Tat nicht viel los, Leben existiert nur während der Öffnungszeiten der ganzen Filialisten und Ketten. Es fehlt eine „richtige Innenstadt“ mit Kneipen, Cafés und Bars/Clubs.
Abschließend möchte ich doch meine große Verwunderung über
loswerden. Was soll das denn heißen?8 HubertKahh aus Hamburg schrieb am 24.04.2013:
Ja,das mag ja sein. Aber in Kassel ist es so,dass man sich zwangsläufig damit auseinandersetzen muss. Das muss man ggf. in anderen Städten nicht,weil die "sozialen Brennpunkte" einfach ein wenig vom Otto-Normalo abgegrenzt sind. In Kassel fängt es am Stern ja schon an,etwas spelunkig zu werden. Und als Student "muss" man sich auch in den "sozialen Brennpunkten" nach einer Wohnung umsehen,da alles andere nicht bezahlbar ist.
In anderen Städten wie z.B. Kiel liegt die Uni nicht in einem Stadtteil mit schwacher sozialer Struktur. Und die Gegend drumherum ist zu 90% auch wie der "vordere Westen" und dazu noch als WG bezahlbar...
Und zu dem "sozialen Brennpunkten" kommt auch das Multikulturelle.
Und das ganze hat wenig mit Rassismus oder so zu tun. Frag dich doch sonst mal selbst? Würden deine Eltern sich ne Wohnung am Stern angucken? Oder in der Nordstadt? Wenn "nein",warum? Siehst du.. Und jetzt hast du die Antwort.
9 Robert aus der Kolumne schrieb am 25.04.2013:
Ich bin in der Gegend groß geworden und mir scheint, dass wir beiden eine unterschiedliche Definition eines sozialen Brennpunkts haben. Ich kenne absolut niemanden meiner Kommilitonen, der angewiesen war, sich in der Nordstadt, Rothenditmold, Mattenberg, Helleböhn, Brückenhof, … nach einer Wohnung umzusehen. Gerade in der Nähe der Unistandorte (außer AVZ) gibt es sehr viel studentisches Wohnen. Und der Campus-nahe der Teil der Nordstadt ist nach meiner Definition kein „sozialer Brennpunkt“, sondern „Kiez“. Und deshalb verstehe ich auch nicht dein Problem mit Multikulturellem – oder was meinst du damit genau?