Videoüberwachung läuft Amok?
Vor ein paar Tagen berichtete heise wie zufällig am gleichen Tag von neuen Ideen zur Videoüberwachung, um „unsere Städte und Bahnhöfe wieder sicherer zu machen“, zum Glück nicht in Deutschland, sondern bei den liberalen (sic!) Briten und in Österreich.
Multimedia in der Öffentlichkeit
In Middlesbrough werden sämtliche Kameras mit Lautsprechern ausgestattet, so dass die „Kameraleute“ Personen, die sich offensichtlich daneben benehmen, lautstark ermahnen können. Damit möchte der Bürgermeister dieser Stadt „antisoziales Verhalten ausrotten“, allerdings frage ich mich gerade, was denn das genau sein soll (vielleicht sollte man solche Kameras mal beim BDI & Consorten installieren ;-) ). Interessant ist dabei, dass von öffentlichen Lautsprechern die Rede. Gemeint ist damit allerdings nicht, dass diese Lautsprecher der Öffentlichkeit gehören, sondern lediglich in die Öffentlichkeit schallen. Fehlt ja nur noch, dass von öffentlicher Videoüberwachung die Rede ist, schließlich überwacht die die Öffentlichkeit, nicht die Öffentlichkeit die Videos. Allerdings erinnere ich mich, dass es – auch auf der Insel – eine Stadt gab, in der die Videos ins lokale Fernsehen eingespeist wurden, also die technische Fortführung des Dorftratsches.
Eine Frage bleibt noch: Wieso heißt die Überwachung im Artikel „CCTV“ – Chaos Computed TV?
Österreich ist am Zug
Genau, dort traut man sich wenigstens was, nicht so, wie bei den zaghaften und datenschätzenden, sorry Tippfehler, datenschützenden Deutschen: Die ÖBB überwacht zwar nicht alle Züge, aber demnächst alle Bahnhöfe inklusive des Umfeldes: „Selbst der Blick in Wohnungsfenster […] ist problemlos möglich“, wie heise vermeldet. Jetzt weiß ich auch, warum die Bahnhofsgegenden immer so unattraktive Wohngegenden sind, schließlich möchte frau wohl eher selten von einem notgeilen Videoüberwacher beim Duschen „überwacht“ werden. Die Kameras sollen allerdings nicht nur der Prozessoptimierung dienen, so lässt sich per Kamera erkennen, ob in einer Unterführung gerade Licht benötigt wird oder man die Rolltreppe anhalten kann, nein, auch als „Waffe“ im Kampf gegen den Terror sollen sie dienen. Komischerweise heißt es dazu:
„Videoüberwachung eignet sich nicht zur Terror-Prävention, sondern dient vorrangig der späteren Ausforschung und Identifizierung von Attentätern“, erläuterte Chamen Graf, ehemaliger Sicherheitschef der israelischen Eisenbahn, der Zeitung [Die Presse].