Ein großes "ß"
Sachen gibts: Seit Jahr und Tag weiß jeder, dass es das „ß“ nur als Kleinbuchstaben gäbe. Aber was für die Sprache gilt, muss noch lange nicht in der Schrift geben und so gibt nun bald auch ein großes ß als Unicodezeichen. Auf die Idee hier nach zu recherchieren kam ich durch den heise-Artikel ISO-Arbeitsgruppe schlägt Unicode mit "ß" als Großbuchstaben vor, aber die Wikipedia war mit dem ausführlichen Versal-Eszett außerdem auch noch schneller.
Interessant ist jedenfalls die Diskussion über das Für und Wider eines Versal-ß:
- Einerseits besteht schon ein Bedarf danach, wenn man Worte mit ß komplett groß schreibt.
- Andererseits gibt es diesen Buchstaben in der Sprache nicht, ohne, dass er groß vermisst würde.
Was also tun?
1 Marco aus Recklinghausen schrieb am 24.05.2007:
Spache ist, was wir daraus machen. Und die Phantasie der Leute, die mit "hdl" oder ":)" im Rahmen ihrer Kurnachrichten (SMS) kommunizieren, wird dann in Zukunft auch Wörter hervorbringen, die mit großem ß beginnen. Ist doch eigentlich lustig, daß die Schlechtschreibreformer gar nicht diejenigen sind, die die deutsche Spache beherrschen/verbessern/verschlechtern oder wie auch immer, sondern daß wir alle in unserem täglichen Sprachgebrauch die Entwicklungsrichtung bestimmen. Ich find´s O.K.
2 Bernd aus Remscheid schrieb am 24.05.2007:
Das große ß ist mal wieder eine Erfindung derer, die sich nicht damit anfreunden können, Worte, die früher mit ß geschrieben wurden, mit ss zu schreiben. Siehe Kommentar über mir: Da muss ich wieder ein "daß" lesen. Solche Leute schreibe dann auch lieber MUß statt MUSS, da dies ja "Schlechtschreibreformiert" ist und man so diesem ja "Vorschub leisten würde ... " *lach*
3 Robert (Admin) aus Baunatal/Deutschland schrieb am 25.05.2007:
@Marco: Was für Worte sollen denn mit einem (großen) ß beginnen? Hast du dabei ein Begriffe (vornehmlich aus dem Englischen) gedacht, die mit einem »scharfen s« beginnen? Dass Sprache im stetigen Wandel ist, sieht man ja, wenn man zwei Dudenausgaben vergleicht oder einen Blick auf die (rote) Liste bedrohter Wörter wirft. Die Frage ist nur, wie dieser Wandel vonstatten geht und der Ansatz der Rechtschreibreform war, die Grammatik konsistenter und damit einfacher zu machen. Das mag für „alte Hasen“ umständlich sein, ist aber für „Neulinge“ einfacher. Eine Rechtschreibreform ist nicht für das Heute, sondern das Morgen. (Na gut, weil viele Köche den Brei verderben und so mancher alter Zopf dran bleiben sollte, gibt es weiterhin viele Ausnahmeregeln – soviel zur Konsistenz.)
@Bernd: Die ß-Regel ist doch ein schönes Beispiel für eine größtenteils konsistente Reformierung, vielen Dank für dieses Beispiel.
4 Jena er schrieb am 04.04.2008:
Hmm, dieser Beitrag ist zwar schon etwas älter, aber ich gebe jetzt trotzdem mal meinen Senf dazu ab ;-) :
Die Sprache ist natürlich im Wandel - insbesondere die Grammatik (siehe Dativ vs. Genitiv). Aber wie sinnlos eigentlich auch im Sprachgebrauch - also das Sprechen! - ein großes Eszett ist, zeigt sich an dem Umstand, daß kein Wort mit diesem Buchstaben anfängt. Insofern gerät das Versale Eszett eher zu einer Verbesserung gestalterischer Möglichkeiten.
Wirklich dagegen angehen würde ich nun aber nicht. In Zeiten zunehmender lateinisierung - oder besser Standartisierung - ist eine Stärkung des ß genau richtig :-)
5 Robert (Admin) aus Baunatal/Deutschland schrieb am 04.04.2008:
, YMMD, aber echt mal.
6 Rhavin aus Berlin schrieb am 14.06.2011:
Nur ein Gedanke: Wörter entwickeln sich ständig neu!
Und z.B. folgende Namen werden im deutschen anders ausgesprochen:
Sari (IPA zari)
Zari (IPA tsari)
?ari (IPA sari) (<- steht hier 'SS', liegts an Eurem Browser!)
Wir brauchen das ß/? schon deshalb, weil wir nunmal eben s und z anders aussprechen, als das die meisten anderen Sprachen machen. Wer's übrigens auf die Tastatur bekommen möchte:
http://doc.rhavin.de/keys.html