Das musste echt mal sein
Eine Woche lang keine neue Kolumne und dann überlegt man sich ein paar Themen (z.B. die Einstellung von polylux zum Jahresende – mal wo anders „gebloggt“, in den Niederlanden wird wieder auf Papier gewählt, aber auch so Brüller wie Google-Gründer machen sich Sorgen um den Datenschutz) um trotzdem unerwartet auf einen ganz anderen Zug aufspringen zu können:
Die Deutschen sollten Begriffe, die irgendwie englisch aussehen oder klingen (oder so tun als ab) besser den englischen Muttersprachlern überlassen, um sich so manche Peinlichkeit zu ersparen. Die Sache mit dem „Bodybag“ bei einem deutschen Überwachungs-Discounter hatte schon echt Charme, sehr nett auch bei Bastian Sicks Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod Folge 2 nachzulesen. Man stelle sich mal vor, englische Austauschstudenten hätten die „Leichensäcke“ (das heißt Bodybag wirklich übersetzt!) beim Discounter gefunden: So viel schwarzen Humor traut man uns Deutschen doch gar nicht zu.
Ein neues Beispiel aus dieser Reihe Wir-machen-cooles-Marketing-mit-gehypten-Sprüchen (oder so) geistert seit der FIFA WM 2006™ (oder so, der genaue Markenname ist mir grad entfallen, Korrekturen bitte als Kommentar) sinnentleert durch die deutsche (jawoll, deutsche) Sprachlandschaft: „Public Viewing“. Klar, Großbildleinwand ist natürlich viel zu sperrig und außerdem noch deutsch, da muss etwas englisch Klingendes her! Und so kam wohl ein findiger Marketing-Mensch an einer amerikanischen Kapelle vorbei und dachte sich, das ist es!
Denn drinnen lag ein toter Fußball-Fan aufgebahrt. Naja, wenn man sich so manche Besucher solcher Veranstaltungen anschaut, passt der Vergleich doch irgendwie.
Thank God, It's Friday – ich sollte eine Kategorie so nennen.
1 Dr. Azrael Tod aus Zwickau, 'Schland schrieb am 23.05.2008:
Das Ganze wird irgendwie immer schlimmer... Bei Handy und so konnte man noch lachen, doch langsam nehmen diese Begriffe überhand.
2 Robert (Admin) aus Baunatal/Deutschland schrieb am 24.05.2008:
Naja, bei Handy kann man sich noch herausreden: It's a handy device – auch wenn das auf die ersten Mobiltelefone kaum zutraf. Klar, solche Begriffe sind irgendwie peinlich (hat dieses zwanghaft coole an sich), aber ich gehe jetzt nicht so weit, das Ende des Abendlandes zu sehen: Unsere Kultur hat auch schon die Lateinismen und Frankozismen überlebt.
Was allerdings immer zu denken geben sollte, gerade wenn man sich tolle Begriffe für die Werbung überlebt: Versteht das meine Zielgruppe? Vor Jahren (als Siemens noch „Handys“ – so müsste wohl der Plural aussehen, da es kein englischer Begriff ist) hat man das mal getestet und es war schon interessant, was die Zielgruppe daraus gemacht:
Be inspired = Bieneninspektion?
Powered by Emotion = Kraft durch Freude
Da ist dann wohl in der Marketingabteilung etwas schiefgelaufen.
3 Dr. Azrael Tod aus Zwickau, 'Schland schrieb am 24.05.2008:
bei SW1 - Fragen an den Autor gabs vor kurzem auch einen netten Beitrag dazu, war wirklich recht lustig was da teilweise für Blödsinn produziert wurde.
4 Robert (Admin) aus Baunatal/Deutschland schrieb am 25.05.2008:
Welchen Blödsinn meinstn: In den Werbeagenturen oder beim Kunden?
5 Dr. Azrael Tod aus Zwickau, 'Schland schrieb am 25.05.2008:
eher bezogen auf die Werbeagenturen, Powered by Emotion war da eins von vielen Beispielen