Zwei Tage zu spät
OK, wir haben schon Sonntag und nicht mehr Freitag, aber für diejenigen, die mit ein paar netten und nachdenklichen Informationen in die neue Woche starten möchten, habe ich hier ein paar Lese- und Schau-Tipps:
Klassiker: Jörg Tauss bei der Grundrechtsdebatte
Immer wieder sehenswert ist Jörg Tauss (Ex-SPD, jetzt Piratenpartei Deutschland) bei der Bundestagsdebatte über Grundrechte am 3. Juli 2009. Er legt – wenn es nicht so grauenhaft wäre, würde genüsslich ja passen – aktuelle Grundrechtseingriffe zu Gunsten eines vermeintlichen Sicherheitsgewinns offen, dem sogar der Wahlkampf einzelner Abgeordneter oder die Hobbies der heutigen Jugend geopfert werden. Seine ganzen Ausführungen trägt er dabei ruhig und sachlich vor, gar nicht so aufgeregt, wie man es vielleicht erwarten oder vermuten könnte.
Empire St. Pauli – Von Perlenketten und Platzverweisen
Passend dazu bin ich gestern Abend über den Film Empire St. Pauli – Von Perlenketten und Platzverweisen gestolpert. In dem Film sieht man auch wieder Entgleisungen von Ordnungskräften, diesmal im Konflikt um die Bewohnung des Hamburger Stadtteils St. Pauli. Findige Investoren bauen den Kiez gerade zu einem neuen „Lifestyle-Stadtteil“ um und verdrängen über das neue Wohnangebot die angestammte Bevölkerung (Stichwort Gentrifizierung, aber vorsichtig mit umgehen). Das ist die Freiheit des Marktes!?
Was die Mauer nicht geschafft hat
… schafften die neoliberalen Privatisierungsbefürworter in Politik und Deutsche Bahn innerhalb kürzester Zeit
, wie es beim Schockwellenreiter heißt. Ab Morgen ist das Berliner S-Bahn-System praktisch lahmgelegt, da das Eisenbahnbundesamt drei Viertel aller Züge aus Sicherheitsgründen aus dem Verkehr gezogen hat. Es bewahrheitet sich doch immer wieder: Es wird gespart, koste es, was es wolle.
Papier ist geduldig
Papier vergisst nichts (so schnell, wenn es säurefrei ist), und in diesem Fall wären Setzer eine gute Investition in Qualität. Viel krasser ist allerdings das Handling dieser schickenneuencoolen™ eBooks und deren Reader: Amazon, die auch (noch) Bücher aus Papier vertreiben, haben jetzt zwei von ihren Kunden gekaufte Werke von deren eBook-Readern „Kindle“ gelöscht. Der Don, der von eBooks aus vielerlei praktischen Erwägungen nichts hält, sieht eine Digitale Bücherverbrennung und man merkt, dass hier ein Buchliebhaber und leidenschaftlicher Leser schreibt. Tja, ihr hippen™ eBook-Leser, ein echtes Buch aus Papier kann vom Verlag nicht aus eurem Bücherregal entfernt.
Wenn dieses Beispiel Schule macht – und solche Überlegungen gab es schon bei Tonträgern – müssen wir als Leser und Kunden aufpassen, dass nicht irgendwann der Weiterverkauf von rechtmäßig erstandenen Waren unterbunden wird.
Abschließend
Auflegware kann man wirklich verfallen … ;-)