Keine Gentlemen
Boulevardjournalisten (und -leser) sind wahrlich keine Gentlemen, denn die Sensationsgeilheit und der Voyeurismus überwiegen anstelle des Respekts. Zwei Beispiele der letzten Woche zeigen dies anschaulich. In einem Fall handelt es sich allerdings in der Tat um eine Täterin, der Fall an sich könnte noch hohe Wellen schlagen.
Dass Sibel Kekilli früher ihr Geld mit „Erwachsenenunterhaltung“ ihr Geld verdient hat, ist bekannt, ebenso wie ihr schauspielerisches Talent in ernsthaften Filmen wie Fatih Akins »Gegen die Wand«. Sie tritt damit durchaus „in die Fußstapfen“ anderer mittlerweile großer deutscher Schauspieler, die auch ihre Jugendsünden hatten. Nur warum RTL ausgerechnet ihre Vergangenheit immer wieder filmisch in Erinnerung rufen muss und nicht ihr aktuelles Werk oder die Vergangenheit von z.B. Uschi Glas bleibt wohl das Geheimnis des Kölner Boulevards. Aber wahrscheinlich ist es einfacher, sich mit vorhandenen Dingen auseinander zu setzen, zumal Sex Sells, als eine Filmbesprechung zu liefern.
Die lokale Zeitung berichtete zum Wochenende von einer konzertierten Aktion gegen Schwarzfahrer, groß bebildert mit dem verpixelten Gesicht einer jungen Frau. Das ganze Bild inklusive der üblichen Verdächtigen in Uniform im Hintergrund kann durchaus auch einen voyeuristischen Aufmacher darstellen. Bei Nordhessische.de ist vom Pranger die Rede und so mancher könnte bei jungen Frauen am Pranger vielleicht ungewollt an rote Haare in früheren Zeiten denken. Warum die Redaktion ausgerechnet dieses Bild ausgewählt hat statt der anderen Fahrgäste, von denen im Artikel die Rede ist? Das erinnert auch an eine vom Herrn Mux ertappte Unterwäsche-Diebin. Mittlerweile (bei Nordhessische.de war von Presserat und so die Rede) ist der HNA-Artikel anders bebildert.