Roberts Kolumne

Roberts Kolumne ist eine Kolumne im klassischen Sinne, mit der Möglichkeit, „Leserbriefe“ zu hinterlassen: Definitiv subjektiv, sanft satirisch und gerne auch mal populistisch.

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Trojaner im Auftrag des Bundes?

Eingestellt am 28. Dezember 2006 um 23:43 Uhr » Netz-Notizen Sicherheit Kommentar Gesellschaft

Das Thema „Bundestrojaner“ wird nun auch medial interessanter, so konnte man kurz vor und nach Weihnachten nicht nur in einschlägigen, sondern auch „normalen“ Medien über die (feuchten?) Träume einiger Innenminister lesen: Per Internet sollen zukünftig auch „virtuelle Hausdurchsuchungen“ auf den Rechnern „verdächtiger Personen“ möglich sein. Wie dies technisch realisiert werden soll wird allerdings nicht verraten – wahrscheinlich vertraut man darauf, die eigene technische Inkompetenz mit Geheimhaltung verschleiern zu können. Tatsächlich scheint es aber mehr als verwunderlich, wie diese virtuellen Hausdurchsuchungen angesichts der Vielfalt an benutzen Internetprogrammen und Betriebssystemem denn aussehen sollen.

Im so genannten „Kampf gegen den Terror“ oder gegen organisiertes Verbrechen scheinen jedenfalls Backdoors oder Trojaner für das verbreiteste Desktop-Betriebssystem Windows der falsche Weg: Wer – aus welchen Gründen auch immer – an der Sicherheit und Vertraulichkeit seiner Daten interessiert ist, wird sicherere Betriebssysteme und starke Verschlüsselungsverfahren benutzen.

Die Reaktionen auf dieses abstruse (s.o.) und verfassungsrechtlich problematische Unterfangen (heise fragte z.B. wie sich diese Hausdurchsuchung verhält, wenn am durchsuchten Rechner auch eine Webcam installiert sei, Stichwort Wohnraumüberwachung) sind bei technisch versierten Menschen und Medien bislang eindeutig ablehnend und Ziel von Spott, lediglich der Kommentator in der HNA ließ sich in der gestrigen Ausgabe zu einem „Richtig so“ hinreißen, ohne im Ansatz verstanden zu haben, worum es überhaupt geht (der Kommentar spricht von der Überwachung von Inhalten im Internet, die liegen allerdings meist auf Servern und weniger auf privaten PCs). Wer also ein bisschen Freude und Spaß vor dem Jahresende haben möchte, kann sich ja beispielsweise den Bundestrojaner installieren oder einfach die vielen Kommentare bei heise zum niedersächsischen Innenminister lesen. Wobei eine Datenjagd auch immer ganz gut kommt.

Zum Abschluss gibt es noch einen Artikel, der mit diesem Thema nur am Rande zu tun: Schloßindustrie hilft beim Lauschangriff. Es wird also nicht nur Zeit, sein eigenes sicheres Betriebssystem und Kryptoverfahren zu bauen, sondern auch Schlösser selbst zu schmieden.

In diesem Sinne: Ich wünsche ein frohes neues Jahr 1984!


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