Lehrervortrag Marktwirtschaft

Im Zusammenhang mit der Marktwirtschaft ergeben sich nach Leng drei Hauptprobleme:

  1. Der Markt wird mythologisiert. Das heißt, dass die »invisible hand« überschätzt wird. Viele Probleme, die der Markt mit sich bringt (siehe weiter unten), können durch den Markt nicht gelöst werden.
  2. Was ist wirklich gerecht? Die Neoliberalisten und Ökonomen sagen, gerecht sei das, was der Markt einem zuteile. Dem steht der Gerechtigkeitsbegriff der sozialen Marktwirtschaft entgegen. Die Marktgerechtigkeit hat ihre Grenzen, aber auch Vorteile. Zum Beispiel bei der Preisbildung einer Ware wie Kartoffeln kann kein Mensch einschätzen, welchen Wert die Ware hat. Deshalb wird dies dem Markt überlassen. Allerdings besteht die Gefahr, dass durch »Frühstückskartelle« und gezielte Werbung das Konsumverhalten und die Preise manipuliert werden. Auch zeigt es sich, dass bei einer Marktausweitung nicht jeder Bürger davon provitiert. Weiterhin besteht das Tauschproblem, denn wenn man zwei Waren gegeneinander tauscht, kann man trotzdem nicht sagen, welchen Wert beide besitzen und ob jemand benachteiligt wurde.
  3. Die Produktionsfaktoren, vorallem die Natur werden nicht beachtet.

Die Marktwirtschaft setzt eine Geldwirtschaft voraus. Der Warenwert wird also in einen Geldwert abstrahiert. Dabei ist dieser Geldwert natürlich virtuell. Der Schritt ins Virtuelle wurde nach der kopernikanischen Zeit vollzogen, die Marktwirtschaft in unserem Sinne gibt es demnach seit dem Rationalismus. Aber was macht sie seitdem für den Menschen so attraktiv, in den letzten zehn Jahren, nachdem die Alternative Planwirtschaft entfallen ist, sogar zunehmend für den kleinen Bürger?
Der Markt offeriert ihm scheinbar Freiheit, die allerdings nur die Marktteilnehmer genießen können, also nicht der kleine Mann. Ganz im Gegenteil sogar, denn durch stetige Marktausweitung muss die Produktion geplant werden. Das hat zur Folge, dass dem Kunden Produkte zu festgelegten (!) Preisen vorgesetzt werden, er wird also stattdessen entmündigt. Auch stimmt in diesem Zusammenhang nicht die propagierte Aussage »Wohlstand für alle«. Die Gegenbeispiele dafür findet man auf der ganzen Welt. überall, wo dem Markt viele staatlich-institutionellen Aufgaben überlassen wurden, klafft die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander. In der dritten Welt ist es häufig so, dass von der Geldakkumulation nur »die oberen Zehntausend« provitieren.

Doch nicht nur die Produzenten verfügen über eine große Marktmacht. Auch die Zwischenhändler als Käufer besitzen zum Teil marktbeherrschende Stellungen. Zum Beispiel kann ein Großeinkäufer, vorallem in der dritten Welt, dadurch die Produktionskosten, also konkret die Löhne, erheblich drücken. Die eben genannte Marktmacht entsteht durch Kapital. Kapital ist aber ein abgeleiteter Produktionsfaktor auf Kosten der Arbeitskraft und der Natur. Diese wird aber durch die externen Kosten zunehmend belastet. Die externen Kosten entstehen heutzutage dadurch, dass unter anderem auch Waren mit eingebautem Verschleiß und ohne Reparaturmöglichkeit produziert werden. Damit wird der Konsument ebenfalls entmündigt, da auch hier sein Konsumverhalten von außen, vom Markt her, manipuliert wird.

Das Fazit fällt wie folgt aus:
Die Planwirtschaft als Lösung für die sich aus der Marktwirtschaft ergebenden Probleme ist praktisch unmöglich, da die Lebenssituationen heute zu komplex für eine staatlich durchgeplante und -organisierte Gesellschaft sind. Außerdem konnte die Planwirtschaft noch nicht ihre Praxistauglickeit beweisen, da nach fünfzig beziehungsweise siebzig Jahren (Russland) weltweit die Staaten wieder marktwirtschaftlich orientiert sind. Deshalb der Vorschlag, der Mensch solle wieder zu kleineren Einheiten zurückkehren (»das ganze Haus«). Weiterhin muss dem Markt ein Rahmen von außen gegeben werden, da von seiner Seite her keine Begrenzung praktiziert wird, weil sie unerwünscht ist.


Mitschrift von Robert Bienert, 05.09.2001

Quelle: http://www.robertbienert.de/schule/gk/lehrervortrag_marktwirtschaft.html