Schlechte Nachricht für Kameras [Update]

Eingestellt am 20. Januar 2008 um 03:42 Uhr » Satire Leserbriefe Forschung und Wissenschaft Gesellschaft Sicherheit

Ausgerechnet aus dem Mutterland der liberalen Videoüberwachung, Großbritannien, erreicht uns die Meldung, dass die Kameras keinen großartigen Effekt auf potenzielle Straftäter haben: Die Öffentlichkeit [sei] über die Effizienz der elektronischen Augen ‚in die Irre geführt‘ worden, so heise online, denn Gewaltverbrechen und spontan begangene Straftaten [würden] nicht verhindet (siehe auch Scotland Yard dazu). Schreck lass nach! Diese Erkenntnisse kommen mit „Sicherheit“ nicht nur für mich als Initiator der Aktion »Sicheres Nordhessen« vollkommen überraschend.

Aktuelle Beispiele aus der Region könnten diesen Befund u.U. leider untermauern: Seit etlichen Tagen fehlen an der kameraüberwachten und damit eigentlich sicheren Straßenbahnhaltestelle »Mattenberg-Siedlung« Scheiben des Wartehäusschens, die wohl Vandalismus zum Opfer gefallen sind. Da an dieser Haltestelle allerdings nicht auf die Videoüberwachung hingewiesen wird, könnte dieser Umstand die erhoffte präventive Wirkung verhindert haben. Deshalb sind schnellstens Hinweise zur Abschreckung potenzieller Täter anzubringen.

Vielleicht wissen die Engländer auch nicht, dass sie auf Schritt und Tritt überwacht werden und nehmen sich deshalb weiterhin daneben, wie man es im Urlaub von ihnen kennt. Aber trotzdem verunsichert der mögliche Misserfolg der totalen Überwachung, noch totaler als wir sie in Deutschland bisher kennen.

Ungünstiger Weise kommt noch mangelnde Sachkenntnis der lokalen Politiker dazu. Da fordert z.B. die Kasseler CDU die flächendeckende Videoüberwachung der Kasseler Innenstadt (also wie documenta, nur die ganze Zeit über und ohne künstlerische Auswertung) und gibt als kleinsten Nenner u.a. die Überwachung des Königsplatzes an. Da frage ich mich doch ernsthaft, was in der kleinen Glaskugel am Straßenbahnmast in der Mitte des Platzes hängt. Allerdings weisen auch hier keinerlei Hinweisschilder auf die mutmaßliche Überwachung hin, so dass also nicht nur Kriminelle, sondern auch die CDU nicht im Bilde sind. Und die Frage an die anderen Parteien im Rathaus, „warum sie ‚ein von allen Experten anerkanntes Instrument zur Steigerung der Sicherheit auf öffentlichen Plätzen nach wie vor blockieren‘“, wäre nach den neuesten Erkenntnissen aus GB (siehe oben) dann hinfällig.

Es sieht wohl schlecht für die totale Videoüberwachung aus.

Und ebenso schlecht sieht es für die lokale Presse, namentlich der Hessisch-Niedersächsisch Allgemeinen (HNA) aus, die nicht in der Lage oder willens ist, dieser Angelegenheit auf den Grund zu gehen, obwohl ich sie am Tag des Abdrucks des Berichts aufgeklärt habe:

Die Kasseler Politik diskutiert über eine Videoüberwachung der Innenstadt und der aufmerksame Bürger reibt sich verwundert die Augen: Kennen die Kasseler Politiker ihren Königsplatz nicht oder befindet sich in der Glaskugel am Straßenbahnmast in der Mitte des Platzes gar keine Kamera? Tatsache ist jedenfalls, dass seit Jahren „etwas“ mit dem Aussehen einer 360°-Kamera in der Mitte des Platzes, am Straßenbahnmast gegenüber der Uhr, hängt. Bei günstigen Sichtverhältnissen und im richtigen Moment kann man sogar beobachten, dass sich in der Kugel etwas dreht.

Aber vielleicht wissen die Lokalpolitiker nichts von der Überwachung des Königsplatzes, weil nirgends mit Schildern darauf hingewiesen wird, wie es rechtlich vermutlich geboten wäre.

Ich vermute, dass die mich auf eine Blacklist gesetzt haben, schließlich ist das nicht das erste Mal, dass ich dem Laden meine (im Gegensatz zu den „Glanzleistungen“ einiger ihrer „Journalisten“) fundierte Lesermeinung mitgeteilt habe. Aber auch diesen Umstand werde ich recherchieren – ein Handwerk, welches in der Region leider teilweise verloren gegangen ist.